Pendolino ETR 480 – Neigetechnik-Hochgeschwindigkeitszug in Italien

ETR 480 in Mailand – 24.09.2006 © Massimo Rinaldi
ETR 480 in der zweiten Wagenklasse – 1998 © tobias b köhler
Im Führerstand vom ETR 480 – 1998 © tobias b köhler

Italiens Eisenbahnstrecken wurden bis in die Neunzigerjahre hinein nur mit einer elektrischen Oberleitungsspannung von 3000 Volt gespeist. Das reichte für den Antrieb der bis zu 250 km/h schnellen Pendolinozüge gerade so aus. Doch als die erste Serie von Hochgeschwindigkeitszügen der Bauart ETR 500 auf Schnellfahrstrecken bis zu 300 Stundenkilometer erreichen sollte, kam man an die Grenzen der Leistungsaufnahme bei 3 kV Gleichstrom. Deshalb entschied man sich damals, kommende Schnellfahrstrecken mit einer Oberleitungs-Wechselspannung von 25 kV / 50 Hz zu versorgen. Die Pendolino-Züge der Serien ETR 450 konnten und ETR 460 können jedoch nur mit 3 kV Gleichstrom betrieben werden. Daher musste bei Fiat Ferroviaria eine neue Pendolino-Generation hergestellt werden: der ETR 480 (ETR = ElettroTreno Rapido, deutsch: Elektrischer Schnellzug).

Die 15 neunteiligen Pendolini gehören zur dritten Generation der italienischen Neigezüge. Sie verließen die Werkshallen ab 1997 und ein Jahr später war eine ETR-480-Garnitur auf der Eisenbahnmesse Eurailspeed bzw. InnoTrans in Berlin ausgestellt.[1] Äußerlich kann man die ETR 480 praktisch nicht von den Pendolini der Serie ETR 460 unterscheiden. Die Neigetechnik erfuhr lediglich ein Feinschliff.[2] Von der Auslieferung her waren sie als Einsystemfahrzeuge für 3 kV Gleichstrom konzipiert, jedoch für das neue Stromsystem von 25 kV 50 Hz Wechselstrom vorbereitet, um auf aktuellen und zukünftigen Schnellfahrstrecken in Italien verkehren zu können. 2004 erhielt versuchsweise nur eine Garnitur die Wechselstromausrüstung; bis 2009 waren alle 15 ETR 480 für den Betrieb auf der neu eröffneten Hochgeschwindigkeitsstrecke von Milano (Mailand) nach Bologna umgerüstet. Des Weiteren wurden neue Stromabnehmer installiert sowie das europäische Zugbeeinflussungssystem ERTMS Level 2.[2][3] Damit erhielten alle ETR-480-Neigezüge die Baureihennummer ETR 485. Die Pendolino-Züge ETR 485 sind als „Frecciargento“ (Silberpfeil) vornehmlich auf der Route Roma – Milano – Torino (Rom – Mailand – Turin) im Einsatz.[2][4]

Italienische Hochgeschwindigkeitszüge im Inland und benachbarten Ausland

Technische Daten:
Zug- / Baureihenbezeichnung:ETR 480: Einsystemzug, für Zweisystembetrieb vorbereitet
ETR 485: mit Wechselstromausführung und ERTMS
Einsatzland:Italien
Hersteller:FIAT
Anzahl der Züge:15 Züge
Zugtyp:Triebwagenzug
Anzahl der Endwagen:2 Endwagen
Anzahl der Mittelwagen:7 Mittelwagen
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant:137 / 343 / 23 (481 insg.)
Sitzplätze im Detail:gemäß [2]: 139 Sitzplätze 1. Klasse und 342 Sitzplätze 2. Klasse
Baujahr:1997
Spurweite:1435 mm
Stromsystem(e):3 kV Gleichspannung
25 kV 50 Hz Wechselspannung
Zugleitsystem(e):BACC
ERTMS
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit:250 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:250 km/h
Motoren:Dreiphasen - Asynchronmotoren
Antriebsleistung des Zuges:5.880 kW
Jakobsdrehgestelle:Nein
Neigetechnik:Ja ( 8° )
Zug fährt auch in Traktion:Nein
Anzahl der Achsen / davon angetrieben:36 / 12
Achsformel:(1A)(A1)+(1A)(A1)+2'2'+2'2'+(1A)(A1)+(1A)(A1)+2'2'+(1A)(A1)+(1A)(A1)
Federung:Luftfederung
Länge / Breite / Höhe der Endwagen:27.650 / --- / --- mm
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen:25.900 / --- / --- mm
Achslast (maximal):14.5 t
Leergewicht:409 t
Zuglänge:236,6 m

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Quellenangaben

  1. „InnoTrans und Eurailspeed“, Eisenbahn Magazin, Ausgabe 12/1998, S. 12–13.
  2. Tomas Meyer-Eppler: „Bildatlas der schnellsten Züge“, München, GeraMond Verlag, 2011, S. 64.
  3. Thomas Estler: „Schnelle Züge weltweit“, Stuttgart: transpress-Verlag, 2011, S. 47.
  4. „Neue Bezeichnung für FS-Pendolini“, Eisenbahn-Revue International, Ausgabe 10/2005, S. 486.